Winzig klein und extrem schmerzhaft: Bis zu 100.000 Patienten werden in Deutschland jährlich Nierensteine mit Hilfe der Lasertherapie entfernt. Bei dieser Prozedur zertrümmern Ärzte den unangenehmen Fremdkörper mit einem Laser. Problem: Es bleiben oft kleinste Fragmente zurück, die sich nicht vollständig entfernen lassen. Eine neuartige Klebstofftechnologie bringt jetzt die Lösung.

Nierensteinreste, wie sie zum Beispiel bei der Lasertherapie entstehen, können bislang nicht zuverlässig entfernt werden. Aufgrund ihrer geringen Größe ist es unmöglich, sie mit herkömmlichen Greifinstrumenten zu fassen. Sie bleiben im Körper zurück – mit unangenehmen Folgen. In mehr als der Hälfte der Fälle bilden die kleinen Fragmente neue, schmerzhafte Nierensteine.
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) haben nun in Zusammenarbeit mit Urologen der Universitätsklinik Freiburg eine Lösung entwickelt, um auch Nierensteine zu entfernen, die kleiner als zwei Millimeter sind: mediNiK, einen medizinischen Spezial-Klebstoff. mediNiK ist ein zweikomponentiger Klebstoff. Er besteht aus zucker- und kohlenhydrathaltigen Materialien, die bereits breite Anwendung im Bereich der Lebensmittelindustrie und Medizintechnik finden.
Der Klebstoff wird während der Nierenstein-OP mittels Endoskop zum Beispiel über den Harntrakt zur Niere geführt. Die eine der beiden Klebstoffkomponenten umschließt die Steinreste und die andere härtet es zu einer gelartigen Masse aus. Diese ist jetzt groß genug und kann problemlos mit Greifwerkzeugen entfernt werden.
Um die winzigen Nierensteinfragmente effizient, aber auch für den Patienten ungefährlich zu entfernen, muss der Klebstoff zwingend biokompatibel, also gesundheitlich unbedenklich sein. Außerdem: haftend unter Wasser, aber nicht haftend an den Operationsinstrumenten oder der empfindlichen Nierenschleimhaut.
Um bei der Behandlung die Sichtbarkeit des Klebstoffs zu gewährleisten, wurde er mit einem blauen Farbstoff gefärbt. Die ersten Tests mit mediNiK sind allesamt erfolgreich verlaufen. Dass mediNiK ein Projekt mit Zukunft ist, beweisen mehrere Auszeichnungen, unter anderem beim Science4Life Venture Cup 2015 und dem „Businessplan Wettbewerb“ der Medizinwirtschaft 2016. An einer weltweiten Zulassung wird derzeit gearbeitet.

Infobox: Nierensteine
Nierensteine entwickeln sich aus Bestandteilen des Urins. Normalerweise sind sie im Harn gelöst. Lagern sie sich jedoch ab, können sie auskristallisieren und Größe sowie Form eines Reiskorns annehmen. Einige wachsen jedoch auf einen Durchmesser von mehreren Zentimetern an. Bleiben die Steine im Harnleiter stecken, lösen sie oft heftige Schmerzen aus. Ungefähr 90 Prozent aller Nierensteine gelangen ohne eine besondere Nierenstein-Behandlung aus dem Körper – durch Bewegung, reichliches Trinken oder Medikamente. Manche Steine lösen sich aufgrund ihrer Größe oder einer ungünstigen Form allerdings nicht von alleine. In diesem Fall muss der Arzt den Stein mithilfe eines Eingriffs entfernen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: © Fraunhofer IFAM