Nachhaltig­keit und Umwelt

Der Gedanke der Nachhaltigkeit beeinflusst das Denken und Handeln in allen Bereichen unseres Lebens. Dies betrifft auch den Einsatz der Klebtechnik, die von A wie Auto bis Z wie Zahnkrone zum Einsatz kommt. Nachhaltigkeit steht für eine zukunftsfähige, anhaltende Entwicklung, die nicht nur auf das Erfüllen momentaner Bedürfnisse ausgerichtet ist. Die Bedürfnisse der heutigen Generation müssen erfüllt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden. Um verantwortlich zu handeln und eine intakte ökologische, soziale und ökonomische Struktur zu hinterlassen, dürfen wir heute keine Produkte und Verfahren verwenden, die sich später als schwer reparabler Schaden oder Belastung herausstellen. Dabei gilt es ökologische, ökonomische und soziale Faktoren zu berücksichtigen.

Die gesellschaftlich und politisch geführte Diskussion über Nachhaltigkeit ist eines der Hauptthemen, das für die Klebstoffindustrie höchste Relevanz hat. Für die Klebstoffindustrie werden sich Opportunitäten und wichtige Marktpotenziale erschließen, wenn neue Prioritäten wie Ressourcenverbrauch, Langlebigkeit, Recyclingfähigkeit und Reparaturfähigkeit betrachtet werden.

Die moderne, berechenbare und zuverlässige Klebtechnik bietet innovative Lösungen an und liefert bereits heute einen nicht unerheblichen Beitrag zur Nachhaltigkeit:

Wärmedämmsysteme, Rohrisolierungen oder Isolierglasfenster sind nur durch den Einsatz moderner Kleb- und Dichtstoffe möglich. Solarpaneele und die Rotorblätter von Windkrafträdern können ohne Klebstoffe nicht produziert werden. Überhaupt ermöglichen Klebstoffe die Herstellung ökoeffizienter Produkte – im Flugzeug-, Automobil- oder Schiffsbau setzen die Ingenieure zunehmend auf Leichtbauweisen, sogenannten „Multimaterial Designs“, die in aller Regel weder geschweißt noch gelötet, geschraubt oder genagelt werden können. Hier kommt den Klebstoffen eine sprichwörtlich tragende Rolle zu.

Auch die Politik treibt das Thema: Als “Green Deal” bezeichnet die Europäische Kommission den Plan, den Klimaschutz u. a. bei der Energieerzeugung Geltung zu verschaffen oder beim Design von Produkten auf Ressourceneffizienz und Wiederverwertbarkeit zu setzen. So ist die Nutzung der natürlichen Ressourcen eine Grundanforderung im Anhang I der EU-Bauproduktenverordnung, die Gebäude und damit auch Bauklebstoffe betrifft. Auch in vielen anderen Anwendungsbereichen unterstützen intelligent eingesetzte Klebstoffe die Nachhaltigkeit von Produkten. Auch die Erarbeitung von EPDs (Environmental Product Declaration) ist ein wichtiger Baustein, um den nachhaltigen Einsatz von Bauprodukten zu unterstützen.

Nachhaltigkeit bedeutet einmal mehr, dass alles mit allem verbunden ist – dafür tragen wir alle Verantwortung und dazu leisten Klebstoffe und ihre Hersteller ihren Beitrag. Um dieses umfangreiche Thema bestmöglich begleiten zu können, hat der IVK 2019 den Beirat für Nachhaltigkeit gegründet.

Beitrag von EMICODE®-Parkettklebstoffen zur Nachhaltigkeit von Gebäuden

Beitrag EMICODE®-zertifizierter Verlegewerkstoffe zum nachhaltigen Gebäude

Die Nachhaltigkeitsausgabe des Magazins „Kleben fürs Leben“

„Dem Kleben haften zu viele Mythen und Legenden an“ – Ein Interview mit Prof. Andreas Groß, Fraunhofer IFAM

Wissenschaftliche Studie des Fraunhofer IFAM „Kreislaufwirtschaft und Klebtechnik“

Vorbilder in der Natur

Vor 150 Millionen Jahren waren die Soldaten primitiver Termitenstämme mit säbelartigen Kiefern ausgerüstet. 30 Millionen Jahre später trat über den Kieferzangen ein düsenähnliches Gebilde aus dem Kopf hervor. Die höchstentwickelte Form eines Termitenkopfes ist inzwischen stromlinienförmig: Eine einzige große Düse wächst aus dem Kopf. Eine Klebstoff-Düse. Viele Tiere und Pflanzen setzen Kleb- und Baustoffe ein, die mit unseren modernen eng verwandt sind.

  • Termiten legen mit klebrigem Sekret nicht nur Angreifer lahm. Mit ihrem Speichel mischen sie auch ihr Baumaterial aus Erde, Holz und zerkautem Pflanzenmaterial an. Manche Arten errichten daraus bis zu sieben Meter hohe, betonartig feste Türme. Schwalben bauen ihre Nester aus einem Mörtel, den sie aus Erdkrumen und Speichel gewinnen.
  • Bienenwachs verhält sich im Prinzip wie technische Schmelzklebstoffe. Es besteht aus langkettigen Molekülen, die bei der Körpertemperatur der Biene ineinander verhakt, aber gut beweglich sind – ohne Lösemittel ist das Wachs flüssig und formbar. Kühlt es ab, erstarrt das Gewirr aus Molekülketten – es wird fest.
  • Die sperlingsgroßen Kleiber bauen verlassene Spechthöhlen für sich um, indem sie mit einer Mischung aus Lehm und Speichel den Eingang verkleinern. Die künstliche Wand hält sogar Marderkrallen stand. Feldwespen gewinnen ihren Nestklebstoff dadurch, dass sie Holzspäne fressen: Zunächst zerkleinern sie die Zellulosefasern mechanisch, dann durch ihr Verdauungssekret chemisch weiter. Der entstehende Zellulose-Brei ist dem Tapetenkleister ähnlich.
  • Der Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, fängt seine Nahrung mit Hilfe von Klebstoff-Tröpfchen, an denen Insekten hängenbleiben. Der Klebstoff hält die Beute zwar fest, härtet aber nicht aus – wie ein Haftklebstoff.
  • Bestimmte Muschel- und Krebsarten setzen sich mit Hilfe von Klebstoffen an Felsen oder Schiffsrümpfen fest. Diese Klebstoffe härten unter Wasser aus. In der pflanzlichen Gummimilch haben Dispersionskleber ihr natürliches Pendant. Große Moleküle unlöslicher klebender Stoffe werden in Wasser in der Schwebe gehalten. Entweicht das Wasser in das umgebende Material, fließen die Klebeteilchen zusammen und bilden einen festen, homogenen Film.

Der Mensch, letztlich ja ebenfalls ein Stück Natur, hat solche Prinzipien nicht nur weiterentwickelt – er darf sich daneben auch ein paar ganz eigene, beispiellose Erfindungen zugutehalten. Kontaktklebstoffe etwa kennt die Tier- und Pflanzenwelt nicht.