Vor über 130 Jahren baute Carl Benz das allererste Automobil. Seitdem wurden Fahrzeuge stetig weiterentwickelt – sowohl was ihre Ausstattung und Technik als auch ihre Sicherheit anbelangt. Schützten Fahrer sich früher mit Brillen vor Wind, Regen und Schmutz, übernehmen heute Windschutzscheiben diese Aufgabe. Sie sind nahezu unzerbrechlich und halten stärksten Belastungen sicher Stand.

Für Klebungen von Windschutzscheiben kommen feuchtigkeitshärtende Polyurethan-Klebstoffe zum Einsatz. Foto: © Carglass GmbH

Mehr als 60 Millionen PKWs werden jährlich weltweit produziert. Die Grundlage dafür wurde im Jahr 1886 gelegt, als der deutsche Ingenieur Carl Benz das erste Automobil erfand. Mit den heutigen Hightech-Vehikeln hatte sein „Motorwagen Nummer 1“ – ein benzinbetriebenes Dreiradfahrzeug – äußerlich und technisch nichts gemein.
Auch die Frage der Verkehrssicherheit spielte damals noch keine Rolle. Die vorhandenen Bremsen waren zu schwach, Sicherheitsgurte gab es nicht und zum Schutz vor den Elementen trugen Autofahrer lediglich Brillen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Windschutzscheiben in Autos verbaut. Diese bestanden zunächst aus herkömmlichem Fensterglas. Ein Nachteil war, dass sie bei einem Unfall relativ schnell zerbrachen und eine große Gefahr für die Insassen darstellten.
Eine Weiterentwicklung war Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG), das ab den 1930er Jahren in der Automobilherstellung zum Einsatz kam. Dieses brachte einen Zugewinn an Sicherheit. ESG zerbricht nicht in gefährlich scharfe Scherben. Vielmehr löst sich die komplette Scheibe in kleine, stumpfkantige Glaskrümel auf. Auf diese Weise wird das Risiko von Verletzungen minimiert.
Heutige Windschutzscheiben sind Verbundglas-Sicherheitsscheiben (VSG) – in Deutschland ist das sogar bindend vorgeschrieben. Gegenüber ESG weist VSG den zusätzlichen Sicherheitsvorteil auf, dass es als ein Netz vieler Glasbruchstücke, die untereinander verbunden bleiben, in sich zusammenfällt. Das heißt: VSG bleibt nach dem Bruch als Einheit erhalten.

So entsteht Verbundscheiben-Sicherheitsglas

VSG setzt sich aus zwei oder mehreren Glasscheiben zusammen, die mit einer reißfesten, zähelastischen Schmelzklebstoff-Folie aus transparentem Polyvinylbutyral (PVB) zusammengehalten werden. Schmelzklebstoffe – auch Hotmelts genannt – sind lösemittelfreie, thermoplastische Klebstoffe, die auf verschiedenen chemischen Rohstoffen basieren und in heißem Zustand verarbeitet werden. In der VSG-Herstellung bedeutet das: Die Verbundfolie wird zunächst zwischen die beiden Gläser gelegt. Anschließend wird das Glaspaket erhitzt (140 Grad Celsius) und vakuumisiert (10 bis 15 kg/cm²). Durch den Druck lassen sich die in der aufgeschmolzenen PVB-Folie enthaltene Restluft und -feuchtigkeit vollständig entfernen. Unmittelbar nach dem Abkühlen des Schmelzklebstoffes bzw. der Hotmelt-Folie – was innerhalb weniger Sekunden erfolgt – ist der Verbund vollständig hergestellt. Die nun fertige VSG-Einheit kann in die Karosserie eingesetzt werden.

Windschutzscheibe einbauen

Nachdem der Klebstoff auf den Rand der Windschutzscheibe aufgetragen wurde, setzen Kfz-Monteure die Scheibe in den Rahmen ein. Foto: © Carglass GmbH

Nicht nur in der Herstellung, sondern auch beim Einbau der Windschutzscheibe kommen Klebstoffe zur Verwendung: Im ersten Schritt wird der Rahmen sorgfältig mit einer speziellen Grundierung vorbehandelt, beispielsweise wenn die Scheibe ausgetauscht werden muss. Nach dem Austrocknen der Grundierung trägt der Kfz-Monteur einen feuchtigkeitshärtenden Polyurethanklebstoff auf den äußeren Rand der neuen Windschutzscheibe auf, der für einen zuverlässigen Halt sorgt. Jetzt kann die Scheibe vorsichtig in den Rahmen eingesetzt werden. Abschließend muss der Klebstoff nur noch circa 60 Minuten aushärten. Danach ist das Auto fahrbereit.

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