Ein Flieger ist wohl das Einfachste, das sich aus einem Blatt Papier basteln lässt. Wenn das Flugmodell aber aus insgesamt 80 Quadratmetern des Zellstoffs besteht und nur mit Klebstoff verleimt ist, steckt ingenieurswissenschaftliches Können dahinter. Da winkt der Weltrekord.

Diese Meisterleistung hat ein Team aus Studierenden und Mitarbeitern des Fachbereichs Maschinenbau der Technischen Universität Braunschweig in dem Projekt „Carolo Wilhelminchen“ erbracht. Ihr Ziel: Das weltgrößte, fliegende Papierflugzeug bauen und damit den Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde schaffen.

Klebstoff, Tragfläche, Papier, Weltrekord, Projekt, Flieger, Allesklebstoff

Die Spannweite der Tragflächen beträgt 18,21 Meter. Auch hier kamen nur Papier und Klebstoff zum Einsatz.
Foto: © Martin Pietrek

Die Vorgaben des Projekts sind genau festgelegt. Der Flieger muss eine Spannweite von mindestens 14 Metern haben. Mit diesen Ausmaßen hat das Studententeam der Technischen Universität Delft in den Niederlanden seit dem 16. März 1995 den Weltrekord gehalten. Außerdem darf der Flugversuch nur in einer Halle stattfinden, damit äußere Einflüsse, wie beispielsweise „Rückenwind“, das Ergebnis nicht verfälschen. Die horizontale Strecke, die es zurückzulegen gilt, beträgt 15 Meter. Besonders wichtig ist jedoch die Bedingung, dass das Flugzeug nur aus maximal 150 g/m² dickem Papier und Klebstoff bestehen darf. Büro- oder Heftklammern – also jede Art mechanischer Verbindungen – sind nicht erlaubt.

Um diese Voraussetzungen zu erfüllen, sind Höchstleistungen erforderlich: vom Team und von dem verwendeten Klebstoff. Spezial-Kleblösungen waren dafür jedoch nicht nötig. Insgesamt 500 Tuben handelsüblicher Alles- und 200 Flaschen Sekundenklebstoff haben den Flieger zusammengehalten. Dabei durfte der Klebstoff ausschließlich zur Herstellung von Verbindungen und zum Laminieren der strukturellen Hauptteile genutzt werden. Als lösemittelhaltiger Nassklebstoff bietet Allesklebstoff eine sehr gute Benetzung und lässt sich auf größeren Flächen optimal verarbeiten. Da seine Klebwirkung allerdings erst dann auftritt, wenn das Lösemittel verdunstet ist, wurde für kleinere Flächen und sofortige Klebkraft Sekundenklebstoff eingesetzt. In insgesamt 2.400 Arbeitsstunden ist Papier immer wieder zugeschnitten und geklebt worden, bis die Konstruktion von Carolo Wilhelminchen abgeschlossen war. Das Flugzeug beeindruckte nach Fertigstellung mit einer Spannweite von 18,21 Metern, die einige Jets übertrifft, einer Länge von fünf Metern und einem Gewicht von 24 Kilogramm. Am Ende konnte das Team tatsächlich jubeln, als ihr Flugzeug eine Distanz von circa 18 Metern zurücklegte. Seither liegt der Weltrekord für den größten, fliegenden Papierflieger bei dem Team der TU Braunschweig.

Titelbild: © Uwe Bethke