Das Neanderthal Museum präsentiert Antworten: die Geschichte des Menschen. Illustriert durch eine überdimensionale Holzkonstruktion, den „Stammbusch“.

Wenn Besucher das Neanderthal Museum im rheinischen Mettmann betreten, erwartet sie eine neue, überdimensionale Inszenierung. Eine Konstruktion, die aus etlichen kleinen Holzdreiecken besteht. Darauf: sechs äußerst realistische Rekonstruktionen unserer Vorfahren, die die Entwicklungsgeschichte des Menschen zeigen.

300 geklebte Holzdreiecke

Der Aufbau des „Stammbuschs“ ist kompliziert, wie der verantwortliche Ausstellungsbauer Rene Blank berichtet. „In dem Kunstwerk stecken mehrere Wochen harte Arbeit. Zunächst galt es, 35 Platten im Format 2,10 x 2,80 Meter mit Eichen-Starkschnittfurnieren – das sind dünne Blätter aus Holz, die durch verschiedene Schneide- und Sägeverfahren vom Stamm abgetrennt werden – in 300 dreieckige Einzelstücke zurechtzuschneiden. Diese haben wir anschließend millimetergenau geklebt.“ Je nach Konstruktionsschritt wurden dabei unterschiedliche Anforderungen an die Eigenschaften des Klebstoffs gestellt. Zum Einsatz kam deshalb gleich ein ganzes Quintett davon

1. Furnier leimen

Im ersten Schritt bearbeitete bzw. klebte Blank die furnierten Werkstücke. Dazu trug er einen speziellen Furnierleim auf die Spanplatten auf und belegte diese beidseitig mit den Furnierblättern. Dann wurden die Platten in einer beheizten Presse bei 90 Grad Celsius sieben Minuten lang gepresst. Insgesamt 50 Liter Leim mit einem Gewicht von rund 60 Kilogramm verwendete er dafür.
Der Leim härtet durch die Hitze aus und verbindet das Furnier mit der Platte. Grundsätzlich muss er so flexibel eingestellt sein, dass er dem Holz genug Platz zum Arbeiten gibt, aber auch stark genug ist, um den permanenten Bewegungen des natürlichen Baumaterials sicher stand zu halten. Holz verändert sich ständig, dehnt sich unter Luftfeuchtigkeit und Temperaturwechseln aus oder zieht sich zusammen.

2. Gehrungen leimen

Als zweiter Schritt stand die Leimung der Gehrung an. Gemeint ist die Eckverbindung, an der die zu klebenden Einzelstücke in einem bestimmten Winkel zusammenstoßen. „Schwierig war hierbei, dass die Winkel jeder einzelnen Platte an allen Kanten unterschiedlich sind“, erklärt Blank. Sie sind durch die freie Form entstanden. Mit handelsüblichem Weißleim wurden die Gehrungen der Platten geklebt.

3. Gehrungen verstärken

Damit die Gehrungen hochbelastbar sind – sie müssen schließlich das Gewicht der mannshohen Neanderthal-Nachbildungen ohne unterstützende Unterkonstruktion tragen – wurden sie durch Winkelleisten verstärkt. Die Leisten wurden in 5-Grad-Schritten hergestellt. Diese brachte Blank mit Hilfe eines Zweikomponentenklebstoffs auf Basis von Polyurethan an. „Eine Klebtechnologie, die ähnlicher Weise beim Kleben von Autoglas benutzt wird. Das Produkt zeichnet aus, dass es spaltfüllend wirkt. Die Klebfuge wird komplett ausgefüllt. Dadurch bietet der Klebstoff präzisen Halt – sogar an senkrechten Flächen“, so Blank.

4. Glas und Metall kleben

Oberhalb der Stammbusch-Konstruktion sind Glashauben integriert. Um diese in das Werk einzubinden, war ein Klebstoff gefragt, mit dem sich zum einen Glas und Glas und zum anderen Glas sowie Metall kleben lassen. Unterhalb der Glashaube wurden nämlich zusätzlich Metallleisten zur mechanischen Befestigung montiert. Die Wahl fiel auf zwei verschiedene UV-Klebstoffe, die unter Lichteinwirkung in Sekundenschnelle aushärten. Solche lichthärtenden Klebstoffe sind nahezu universell einsetzbar. Sie verbinden nicht nur Glas und Metalle, sondern auch Werkstoffe wie Keramik oder Kunststoffe. Wichtige Voraussetzung: Eines der zu klebenden Fügeteile muss in jedem Fall transparent sein und genügend relevantes Licht durchlassen, damit der Klebstoff aushärten kann.

An der Stammbusch-Konstruktion lässt sich exemplarisch die Vielfalt der Klebtechnik aufzeigen. Fünf verschiedene Klebstoffe kamen beim Bau zum Einsatz – insgesamt mehr als 80 Kilogramm.

Titelbild: © Neanderthal Museum – Holger Neumann