Lichtdurchflutete Glasarchitektur: Was lange Zeit nur bei High-Tech Bürobauten zu sehen war, gilt mittlerweile auch für Einfamilienhäuser: große Fensterflächen, Terrassen- oder Balkontüren, Transparenz liegt im Trend. Ermöglicht werden diese filigranen Glaspaläste durch konstruktive Klebverbindungen, die dem Fenster im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle verleihen.

Das Glas hat den Blick auf die Welt verändert. Wie selbstverständlich stehen wir heute vor großflächigen Panoramascheiben und blicken hinaus auf Städte oder Landschaften. Glas ist zum maßgeblichen Material in der Architektur geworden und spiegelt den Wandel der Gesellschaft zu mehr Offenheit und Transparenz wider. Es lässt nicht nur das Licht ins Haus fallen, sondern hebt die Grenzen zwischen innen und außen auf.
Durch dieses Streben nach Leichtigkeit und Transparenz muss der Baustoff Glas zunehmend eine tragende Funktion übernehmen. Das gelingt allerdings nur durch konstruktive Klebverbindungen, bei denen das Isolierglas direkt in den Rahmen eingeklebt wird und somit den Flügelrahmen stabilisiert (Direktverglasung).

In der modernen Klebtechnik heißt es nicht mehr der Rahmen trägt das Glas, sondern das Glas trägt seinen Rahmen

Die statische Wirkung und Darstellung des Spannungsverlaufs im Glas zum Vergleich. Klotzung (oben) und Klebung (unten). Foto: © D&B

Diese lastabtragenden Klebverbindungen werden schon lange im Automobil- und Flugzeugbau sowie bei Direktverglasungsfassaden erfolgreich angewendet. Jetzt haben sie sich auch im Fensterbau etabliert. Von konstruktivem Kleben wird immer dann gesprochen, wenn die Klebverbindung Teil der Konstruktion ist, die Verbindungskräfte die Gesamtkonstruktion zusammenhalten und allen dabei auftretenden Belastungen standhalten.
Während in Standardkonstruktionen die Glasscheibe mithilfe von punktförmig gelagerten Glasklötzen im Flügelrahmen positioniert wird, bedeutet Direktverglasung das Einkleben der Isolierglasscheibe in den Rahmen. Dabei erfolgt die Klebung linienförmig, sodass die Lasten vom Glas in den Rahmen abgeleitet und die Kräfte gleichmäßig ohne Spannungsspitzen verteilt werden können. Dadurch dürfen die umgebenden Rahmenprofile dementsprechend schwächer, also weniger tragfähig ausfallen. Die Anforderungen an den Klebstoff sind bei konstruktiven Klebverbindungen besonders hoch. So muss er nicht nur hohe statische Festigkeits- und Bemessungswerte aufweisen, sondern gleichzeitig auch verschiedene Werkstoffe miteinander verbinden, dehn- und belastbar, sowie temperatur-, feuchtigkeits- als auch UV-beständig sein. Zum Einsatz kommen kann beispielsweise ein kondensationsvernetzender 2-komponentiger Silikonklebstoff, der eine mechanische Festigkeit und Haftung innerhalb kürzester Zeit aufbaut.

Durch diese Klebstoffverbindungen können durchdachte, innovative Glaskonstruktionen fast alle bauphysikalischen, konstruktiven und architektonischen Aufgaben erfüllen. Glas als statisch wirksamer, Kräfte übernehmender Bauteil ist zum möglichen Ersatz für Holz, Stahl und Beton geworden – dank passender Klebstoffsysteme.

Quellen: Publikation der ift Rosenheim, Dipl.-Ing. (FH) Karin Lieb, „Geklebte Fenster“ – Hinweise zur Verarbeitung und Qualitätssicherung und Sika Deutschland GmbH.

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