Für gewöhnlich ist Klebstoff transparent. Er schafft unsichtbar Verbindungen. Übrigens ein Grund, warum wir oftmals gar nicht wissen, dass Klebstoffe eingesetzt werden. Ob beim Basteln mit Kindern oder in der industriellen Fertigung – es gibt Anwendungen, bei denen Klebstoffe farbig sein dürfen bzw. müssen.

An welchen Stellen hat der kleine Bastelfan schon Klebmasse aufgetragen? Ist zu viel oder zu wenig auf den Materialien gelandet?
Wer Klebstifte mit farbiger Klebmasse verwendet, kennt die Antworten. Eltern und Kinder sehen sofort, wo noch Klebstoff fehlt. Die Verwendung der farbigen Bastelhelfer sorgt dabei nicht nur für extra Spaß, dank dieser optischen Auftragskontrolle verbessern Kinder auch spielerisch die motorischen Fähigkeiten. Hat sich der kleine Bastelkünstler zum erwachsenen Heimwerker entwickelt, unterstützen farbige Kleister beim Tapezieren. So lässt sich genau erkennen, wo noch Kleister fehlt, damit die Tapete auch wirklich hält. Der farbige Kleister trocknet transparent und scheint deshalb sogar durch dünne, helle Tapeten nicht durch. Auch beim Reparieren mit 2-Komponenten-Klebstoff ist eine unterschiedliche Färbung der beiden Komponenten sinnvoll. Denn so lässt sich erkennen, wie gleichmäßig und vollständig die beiden Komponenten gemischt sind. Das ist wichtig, damit die Klebkraft stimmt.

Farbige Klebstoffe in Industrie und Medizin

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Klebstoffe werden mit Pigmenten oder Farbstoffen eingefärbt.
Foto: © Henkel Metylan

Diese Vorteile werden auch in der industriellen Anwendung genutzt. Hier erfüllen farbige Klebstoffe vor allem Sicherheitsfunktionen. Wo mehrere Klebstoffe im Einsatz sind, kann durch die Einfärbung eine Verwechslung verhindert werden. Einige Klebstoffe fluoreszieren zum Beispiel leuchtend rot oder blau und werden dann bei Bestrahlung mit Schwarzlicht sichtbar. Die Farbe bildet einen Kontrast zu den Untergrundmaterialien – das erleichtert die Kontrolle der geklebten Bereiche. Andere Klebstoffe sind im ungehärteten Zustand farbig und bieten die bekannte Auftragskontrolle. Während der Aushärtung findet ein „Farbumschlag“ statt. Der Klebstoff wird transparent und zeigt dadurch, dass der Aushärteprozess abgeschlossen ist. Beispiel für eine industrielle Anwendung ist die Herstellung einer Verpackung, etwa von Nudeln. Farbiger Klebstoff wird zum Verschließen der Öffnung verwendet. Der Grund ist einleuchtend: Die Produktion einer Verpackung verläuft in der Regel vollautomatisiert und bei hohen Geschwindigkeiten. Dank der Färbung können die Mitarbeiter, die die Prozesse begutachten, genau prüfen, ob alle gewünschten Stellen mit Klebstoff versehen sind.
Doch nicht nur in der Industrie, auch in der Medizin sind farbige Klebstoffe nicht mehr wegzudenken. Immer mehr innere Verletzungen werden heutzutage geklebt. Dafür verwenden Ärzte Cyanacrylat, also Sekundenkleber, der meist eine bläuliche Färbung aufweist. Das erleichtert die Kontrolle des Klebstoffauftrages.

So stimmt die Optik

Ein weiterer Aspekt, warum es immer mehr farbige Klebstoffe gibt, ist die Optik. Sollen etwa zwei Holzteile möglichst unsichtbar repariert werden, ist es ideal, wenn der Klebstoff die entsprechende Holzfarbe hat. Mittlerweile lassen sich die Verbindungskünstler eben perfekt an die Umgebungsfarbe anpassen. Genau das Gegenteil möchten Designbegeisterte erreichen, wenn sie ihre Silikonfugen im Bad – beispielsweise zwischen weißen Fliesen und weißer Duschtasse – mit knalliger roter Fugendichtungsmasse versiegeln. Auch das ist möglich und macht den Dichtstoff zum echten Hingucker.

Titelbild: © Dan Brady