Mehr als 200 Kilogramm Verpackungsmüll verursacht ein Deutscher pro Jahr. Viel zu viel – da sind wir uns einig. Ein Schritt, um das Müllaufkommen einzudämmen, ist die biologisch abbaubare Variante. Der Schlüssel zu flexiblen, nachhaltigen Verpackungen: kompostierbare Klebstoffe.

Am gesamten Müllaufkommen in Deutschland haben Verpackungen einen Anteil von knapp 50 Prozent. Angesichts dieser Zahl bemühen sich Politik, Forschung und Industrie seit Jahren unnötigen Verpackungsmüll zu vermeiden beziehungsweise besser zu recyceln. Biologisch abbaubare Verpackungen leisten einen erheblichen Beitrag dazu. Die umweltfreundlichen Varianten werden auf der Grundlage von erneuerbarem Material hergestellt. Dieses wiederum wird aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen gewonnen, wie beispielsweise Pflanzen. Nach ihrer Verwendung kehren die Materialien wieder in den Kreislauf der Natur zurück. Durch die Kompostierung kann der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase wesentlich reduziert werden.

Ohne Bio-Klebstoffe keine Bio-Verpackungen

Kompostierbare Klebstoffe spielen bei der Entwicklung biologisch abbaubarer Verpackungslösungen eine tragende Rolle. Schließlich kommt kaum eine Produkthülle ohne Klebstoffe aus. Ob Tüten, Schachteln, Dosen oder Flaschen – sie alle werden geklebt. Um die große Nachfrage nach effizienten und gleichzeitig umweltfreundlichen Verpackungen zu befriedigen, haben Forscher den ersten TÜV-zertifizierten Klebstoff auf Wasserbasis entwickelt, der zu 100 Prozent kompostierbar ist. Er eignet sich insbesondere für die Herstellung von – ebenfalls biologisch abbaubaren – Folienverbunden, aus denen zum Beispiel die meisten Tiefkühl- und Mikrowellenverpackungen bestehen.
Die Grundlage für die biologische Abbaubarkeit des Klebstoffs bildet seine spezielle Struktur. Die Moleküle des Produkts sind ähnlich aufgebaut wie in der Natur vorkommende Polymere. Dazu gehören unter anderem Kohlenhydrate, Cellulosen oder Stärken. Mikroorganismen können diese mit Hilfe von Enzymen zunächst in kleine Teile zerlegen und anschließend verdauen. Übrig bleiben Wasser, Kohlendioxid und Biomasse.

In der Praxis getestet

Die TÜV Rheinland Gruppe hat den innovativen Klebstoff als biologisch abbaubaren Zusatzstoff zugelassen. Werkstoffe sind vollständig biologisch abbaubar, wenn mindestens 90 Prozent des organischen Kohlenstoffs des Materials in einem Prüfzeitraum von maximal 180 Tagen umgesetzt worden sind (Europäische Norm EN 13432). Ein Verrottungstest in Komposterde hat bestätigt, dass bereits nach 70 Tagen die erforderlichen 90 Prozent des Produkts abgebaut sind. In industriellen Kompostieranlagen könnte sich dieser Vorgang sogar noch einmal beschleunigen, da Bakterien hier optimale Bedingungen – hohe Temperatur, hohe Feuchtigkeit, definierter Sauerstoffgehalt – vorfinden. Ein Abbau innerhalb weniger Wochen ist so realisierbar.

Nachhaltig und leistungsstark

Neben seiner hohen Umweltfreundlichkeit überzeugt der wasserbasierte Klebstoff durch maximale Effizienz. Verbundfolien, die mit dem Produkt hergestellt werden, lassen sich sofort weiterverarbeiten. Daraus resultieren deutliche Zeit- und Kosteneinsparungen für die Verpackungsindustrie.

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