Hohe Geschwindigkeiten, kurze Reaktionszeiten: Tischtennis ist eine der schnellsten Rückschlagsportarten der Welt. Entscheidend sind der Tischtennisschläger, der Belag und die Klebstoffe, die alles zusammenhalten.

Tischtennis, High-Tech, Innovation, Tischtennisschläger, Sport, Frischkleben

Klebstoffe im Tischtennis müssen extremen Belastungen standhalten.
Foto: © ESLINE – Fotolia.com

Es sind nur Bruchteile einer Sekunde, die über Sieg oder Niederlage im Tischtennis entscheiden können. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von rund 100 bis 150 Kilometern pro Stunde, die der Ball bei einem Tischtennisspiel erreichen kann, und der kurzen Distanz, die der Ball hinter sich legt, haben die Spieler nur eine sehr kurze verbleibende Reaktionszeit: knapp eine Hundertstelsekunde. Kein Wunder, dass das beliebte Tischtennisspiel damit zu den schnellsten Rückschlagsportarten der Welt gehört. Doch ohne einen Schläger mit dem richtigen Belag und dem Klebstoff ist solch eine Leistung kaum möglich. Denn der Schlägerbelag hat einen großen Einfluss auf die Geschwindigkeit und Rotation, in der der Tischtennisball gespielt werden kann. Und das ist inzwischen High-Tech vom Feinsten: Timo Boll, Ma Long, Dimitrij Ovtcharov und Co. verlassen sich ganz auf Klebstoffe, die die Spieleigenschaften von Schlägerbelägen maßgeblich beeinflussen.

Sportgerät für höchste Leistungen

Tischtennis, High-Tech, Innovation, Tischtennisschläger, Sport, Frischkleben

Foto: © ESN – Deutsche Tischtennis Technologie

„Der Tischtennisschläger ist ein Hochleistungs-Sportgerät bestehend aus einem Holz und zwei Belägen. Die Beläge selbst setzen sich aus zwei Elementen zusammen, dem Noppengummi und dem Schwamm“, erklärt Dieter Landgraf von der ESN – Deutsche Tischtennis Technologie. „Vor allem der Tischtennisschlägerbelag für den gehobenen Vereins- und Profisport ist ein Produkt, welches hohen technischen Anforderungen und Eigenschaften unterliegt, vergleichbar mit den Anforderungen, die die Formel 1 an die Reifen der Rennwagen stellt.“ Denn neben den erreichbaren Höchstgeschwindigkeiten und den sehr kurzen Reaktionszeiten, ist der Schläger durch die Kontaktzeit des Balls hohen Belastungen ausgesetzt. Zwar liegt die Kontaktzeit gerade einmal bei einer 1/1.000 Sekunde, doch die Kräfte, die beim Auftreffen des zwei Gramm leichten Balls aufkommen, sind beachtlich: Mit 100 Newton (= zehn Kilogramm) fordert er eine extreme Belastung für den Elastomer-Belag. Eine weitere Besonderheit ist der Spin des Balls, der bis zu 150 bis 180 Hertz betragen kann. Bei dieser hohen Frequenz kann die Rotation, die mit dem Belag erzeugt wird, bis zu 10.000 Umdrehungen die Minute erreichen. Je nach Schlagtechnik kann es sogar zu einer Spin-Umkehr während der Kontaktzeit kommen. Ohne den richtigen Tischtennisschlägerbelag kaum machbar. Als Hersteller von Belägen nutzt die ESN Klebstoffe, um den Noppengummi und den Schwamm zu verbinden. „Beim Noppengummi handelt es sich um ein Elastomerprodukt, welches im Wesentlichen aus Naturkautschuk besteht und eine bestimmte Noppenstruktur aufweist“, sagt Landgraf. „Der Schwamm ist ein geschäumtes Naturkautschuk-Produkt was unter den Noppengummi geklebt wird.“ Mit der Schwammseite wird der Belag später auf das Holz geklebt. Da die Klebverbindung zwischen Noppengummi und Schwamm extremen Belastungen ausgesetzt ist, muss sie eine hohe Festigkeit und gleichzeitig eine gewisse Elastizität aufweisen. Sie werden mit einem Dispersionsklebstoff miteinander verbunden. Während eines Spiels treten in dieser Verbindungsebene unterschiedlich Scherspannungen, Druck und Zug auf.

Belag wechsle dich

Tischtennis, High-Tech, Innovation, Tischtennisschläger, Sport, Frischkleben, Noppengummi, Schwamm, Klebeschicht

Noppengummi, Schwamm und die Klebschicht.
Foto: © ESN – Deutsche Tischtennis Technologie

Eine Seite leuchtend rot, die andere Seite schwarz, so sieht der typische Tischtennisschläger aus. Und doch ist jeder Schläger ein Unikat. Das ergibt sich aus den vielen Variationen zwischen Schlägerholz und Schlägerbelag. Vereins- und Profispieler tauschen den Belag ihrer Schläger regelmäßig aus und kleben ihn mit einem Spezialklebstoff auf das Holz. Die in Tischtennisshops erhältlichen Klebstoffe müssen ganz speziellen Anforderungen gerecht werden. Das Wichtigste: Der Klebstoff sorgt für eine sichere Verbindung zwischen dem Elastomer-Belag und dem Holz, sodass der Belag fest haften bleibt, egal bei welcher Belastung. Gleichzeitig besitzt er die Eigenschaft, sich leicht vom Holz ablösen zu lassen. Nur so können die Spieler ihre Beläge regelmäßig und problemlos wechseln. Dabei darf das Holz nicht beschädigt und keine Holzfasern mit ausgerissen werden. Für diesen Zweck kommen meist Klebstoffe auf Latex-Basis zum Einsatz. Aufgrund einer zusätzlichen elastischen Eigenschaft werden sie gerne verwendet. Lösemittelhaltige Klebstoffe sind hier verboten. Bahnbrechend war das sogenannte „Frischklebeverbot“, welches vom Internationalen Tischtennis Verband (ITTF) zum Gesundheitsschutz beschlossen wurde. Beim „Frischkleben“ wurden Klebstoffe genutzt, die flüchtige organische Lösemittel enthielten. Hierbei wurde kurz vor Spielbeginn der Gummibelag mit einem sogenannten Frischklebstoff auf das Schlägerholz geklebt. Der Klebstoff wird nur leicht angetrocknet, ist also bei Spielbeginn noch „frisch“. Durch das „Frischkleben“ wird der Schläger schneller, spinfreudiger und lauter. Seit 2008 ist die Verwendung dieser Klebstoffe verboten und somit auch das „Frischkleben“. Als Alternative gibt es inzwischen Beläge mit eingebautem Frischklebeffekt. Diese fertigen Schläger dürfen allerdings die von der ITTF festgelegten Grenzwerte an flüchtigen organischen Substanzen nicht überschreiten.

Titelbild: © synto – Fotolia.com