Sie gelten als Ferrari unter den Gehhilfen. Rollatoren aus Faserverbundwerkstoffen. Ihr Vorteil: Sie sind leichter, schicker und komfortabler als herkömmliche Modelle. Um derartige Rollatoren zu realisieren, setzen Hersteller auf die Schlüsseltechnologie Kleben.

Getrieben durch den demografischen Wandel rollt die Gehhilfe mit vier Rädern immer stärker ins Rampenlicht. Schon heute gibt es allein in Deutschland mehr als zwei Millionen Rollatoren. Nach Schätzungen von Gesundheitsexperten kommen jährlich weitere 500.000 Exemplare hinzu.
Waren sie vor Jahrzehnten noch auf reine Funktionalität ausgelegt, haben sich Rollatoren zu Lifestyle-Produkten entwickelt, mit denen Senioren durch die Straßen flanieren. Es gibt sie in verschiedenen Farben und Formen, mit LED-Beleuchtung, GPS-Tracker, USB-Anschluss und Trinkhalterung. Das Klischee vom hässlichen Hilfsmittel hat längst ausgedient. Ein Blick in Einkaufszentren, Märkte und öffentliche Gebäude beweist: Der praktische Gehwagen ist mitten in der Gesellschaft angekommen. Wo bisher Schilder mit „Kinderwagenparkplatz“ prangten, gibt es inzwischen neue Symbole – speziell für Rollatoren

Rollator ist nicht Rollator

Der Trend geht zum Premium-Rollator. Die von den Krankenkassen angebotenen Gehwagen sind vielen nicht gut genug. Immer mehr Menschen zahlen deshalb obendrauf – gerne auch mehrere hundert Euro – und bekommen dafür die gepimpte Variante aus Aluminium, Carbon etc.
Der Einsatz von sogenannten Faserverbundwerkstoffen bringt mehrere Vorteile mit sich, zum Beispiel Gewichtseinsparung. Ein Kassen-Modell wiegt im Schnitt zwischen 10 und 12 Kilogramm. Das kann die Bordsteinkante zum schier unüberwindbaren Hindernis werden lassen.
Nicht so mit der Leichtbau-Variante aus Kohlenstofffaserverstärkten Kunststoff (CFK), besser bekannt als Carbon. Der Werkstoff besteht aus mehreren Komponenten. Das können zum Beispiel Glas, Kohlenstoff, Polymere oder Keramik sein. CFK zeichnet sich dadurch aus, dass es die individuellen Eigenschaften unterschiedlicher Materialien miteinander kombiniert. Genau darin liegt dessen Potenzial. Es ist leichter, stabiler und korrosionsbeständiger als der einzelne Werkstoff. Durch Verwendung von Carbon, das vor allem im Rahmen der Rollatoren verarbeitet wird, kann das Gewicht des Gerätes drastisch reduziert werden. High-End-Gehwagen wiegen gerade mal 5 Kilogramm, bieten aber maximale Stabilität für Benutzer bis 150 Kilogramm. So können auch Nutzer mit eingeschränkter Kraft den Rollator leicht heben und im Auto verstauen.

Mit Leichtgewicht-Rollatoren überwinden Senioren problemlos jedes Hindernis – selbst abseits der Straße.
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Leichtgewicht-Rollatoren nur mit Klebstoffen

Um innovative, gewichtsreduzierte Gehwagen herzustellen, führt kein Weg an modernen Klebstoffen vorbei. Der Grund: Die Verbindungstechnologie, die für Leichtbauweisen eingesetzt wird, muss die individuelle Beschaffenheit jedes einzelnen Werkstoffes erhalten. Werden CFK und andere Verbundwerkstoffe geschweißt, gebohrt oder gelötet, wird das Material beschädigt und in seiner Festigkeit geschwächt. Um diese „Verletzungen“ auszugleichen, müssten Unternehmen den Werkstoff größer dimensionieren, was wiederum der Gewichtsreduktion gegenübersteht. Deshalb sollten Verbundwerkstoffe stets geklebt werden, weil nur die Klebtechnik die benötigten Materialeigenschaften nicht beeinträchtigt. Aufgrund ihrer besonderen Fähigkeit, verschiedene Werkstoffkombinationen sicher, energieeffizient und dauerhaft zu verbinden, gilt die Klebtechnik als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Leichtbau-Rollatoren sind erst durch Klebstoffe möglich geworden.
Die Gewichtsreduktion ist das vordergründige, aber bei weitem nicht das einzige Ziel von Verbundwerkstoff-Konstruktionen. Auch die Themen „Optik” und „Komfort” spielen eine wichtige Rolle. Durch ihre Eigenschaft, Multi-Material-Bauweisen und eine höhere Miniaturisierung zu realisieren, ermöglichen Klebstoffe bei der Herstellung von Rollatoren eine beinahe grenzenlose Designvielfalt. So werden aus altbackenen Gehwagen flippige Lifestyle-Rollatoren.

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